Wer sich mit der Zukunft beschäftigt, stösst schnell auf drei Spannungsfelder mit einem Wirkungshorizont von über zwanzig Jahren. Neben der digitalen prägen die grüne und die demographische Transformation unsere Zukunft.
Die Metatrends beschreiben, wie sich unser Verhältnis zur Technologie (pink), zu Tieren und Pflanzen (grün) sowie zu Tod und Geburt (silber) verändern könnte. Alle drei Kräfte prägen unseren Alltag, die Entwicklung unserer Städte, den Konsum, die gesellschaftspolitischen Herausforderungen und Arbeitsplätze der Zukunft. Diese Kräfte sind nicht neu. Aber sie helfen, die Zukunft mit einem einfachen Modell mehrdimensional zu erkunden.
Technologie Pinke Zukünfte
Unsere Zukünfte sind pink, weil sich die analoge und digitale Realität durch neue Interfaces beziehungsweise durch neue Formen der Information und Unterhaltung noch mehr vermischen. Immer mehr Maschinen werden Teil unserer Gesellschaft und Arbeitswelten. Entsprechend wichtig sind unsere pinken Kompetenzen. Zu diesen Fähigkeiten, die uns von den Maschinen unterscheiden, gehören unsere Kreativität, die Fähigkeit zur Selbstreflexion und unser Urteilsvermögen.
Auswahl an pinken Fakten und Prognosen
Erwachsene Amerikaner waren schon vor der Pandemie täglich 6,5 Stunden online, etwa einen Drittel davon nutzten sie zur Interaktion mit anderen
Heute entfällt erst 1 Prozent des jährlichen deutschen Arzneimittelumsatzes von 50 Milliarden Euro auf Online-Apotheken
Die Starlink-Flotte umfasst mehr als 1600 Satelliten, in der finalen Ausbaustufe sollen es über 30 000 sein
Die grössten Städte 2050 werden im Pearl River Delta, Dehli, Mumbai, Shanghai-Suzhou, Lagos, Dhaka und Jakarta erwartet
Nachhaltigkeit Grüne Zukünfte
Die Zukunft ist grün, weil wir intelligenter mit den Energien und Ressourcen des Planeten umgehen und die Folgen der Klimakrise bewältigen müssen. Zentrale Fragen der grünen Zukünfte betreffen unseren Umgang mit Tieren. Wie sollen und können wir uns ernähren – auf einem Planeten, dessen Bevölkerung noch ein paar Jahrzehnte wachsen wird? In der grünen Zukunft gilt es zu klären, welche Lebensräume wir Tieren zugestehen, wollen wir das Risiko von künftigen Pandemien reduzieren.
Auswahl an grüne Fakten und Prognosen
In Sri Lanka starben in den vergangenen acht Jahren 20 Elefanten, weil sie das Plastik einer Mülldeponie frassen
In Spanien wurden 2020 56 Millionen Schweine geschlachtet, in einem Land mit einer Bevölkerung von 47 Millionen
die Bevölkerung Grönlands könnte von 60.000 auf sechs oder sechzig Millionen anschwellen
2050 sterben weltweit 10 Millionen Menschen pro Jahr aufgrund von Antibiotika-Resistenzen, bis zum 12. Januar 2022 starben 5.51 Millionen an Covid-19
77 Prozent der Sojaproduktion entfällt auf die Produktion von Tierfutter
Die Hälfte aller Zoonosen zwischen 1940 und 2004 wird auf die moderne Landwirtschaft zurückgeführt
In den ärmsten 52 Ländern beträgt die Covid-Impfquote 6 Prozent
Die silbrige Transformation beschreibt, wie sich die demographische Struktur wandelt – durch Geburten, medizinische Fortschritte und Migration. Je nach Demographie setzt sich die Kundschaft der Unternehmen anders zusammen, hat die Gesellschaft einen anderen Bedarf an Infrastruktur und Gesundheitssystem. Der wichtigste Trend für Europa ist die Alterung. Viele von uns werden über 100 Jahre alt. Dabei verändert sich das Verhältnis von jungen und alten Menschen. In den nächsten Jahrzehnten gehört die gesellschaftliche und ökonomische Macht den ü65.
Auswahl an silbrigen Fakten und Erwartungen
Die Lebenserwartung steigt in der Schweiz bis 2050 auf 87.2 bei Männern und 89.6 bei Frauen (heute 81 und 85.1), 2050 sind 2.67 Millionen Schweizerinnen und Schweizer über 65
Für die Zukunftsforschung sind diese Kräfte durchaus interessant. Wirklich spannend sind aber die Kombinationen von grün, pink und silber sowie die Zielkonflikte, die sich durch die drei Kräfte ergeben. Im Spannungsfeld pink vs. grün fällt etwa der Rohstoffbedarf für Computer und Smartphones in Gewicht. Man flucht über Elektroschrott und sorgt sich um knappe seltene Erden, die häufig in Nicht-Demokratien abgebaut werden. Auch der Energiebedarf für das Schürfen von Kryptowährungen oder das Streaming wird diskutiert. Zum pinkgrünen Spannungsfeld gehört weiter das Begehren der Solutionisten, den Klimawandel mit Hilfe von Geo-Engineering aufzuhalten.
Im Spannungsfeld pink vs silber ist zu prüfen, welche Erwartungen ältere Menschen an die digitale Welt haben – an Interfaces, an Videospiele, an Webseiten. Die Vorstellung, alte Menschen seien Offliner, ist immer mehr ein Mythos. Wichtiger ist die Sorge um die Medienkompetenz oder die Anfälligkeit für Fakenews. Im pinksilbrigen Duell gibt es einen spannenden Widerspruch. Aufgrund ihrer längeren Konsum- (und Daten-!)geschichten mögen Jugendliche für Unternehmen und ihre Werbeplakate attraktiver sein. Allerdings hat die ältere Bevölkerung das viel grössere Vermögen, und vielleicht noch wichtiger: mehr Zeit. Zwischen den Generationen könnten dort Spannungen aufkommen, wo es um Investitionen in die digitale Infrastruktur und deren Verteidigung geht. Werden alte Menschen bereit sein, ihre Steuern in Projekte zu lenken, die erst nach ihrem Tod wirksam werden?
Schliesslich duellieren sich im Spannungsfeld silber vs. grün die Kräfte Nachhaltigkeit und demographischer Wandel. Je länger wir leben, desto mehr CO2 stossen wir über unser Leben hinweg aus. Kinder werden als grösste Klimasünde überhaupt bezeichnet. Doch je mehr der Westen schrumpft, desto mehr ist er auf Migration angewiesen, um seinen Fachkräftemangel zu lindern, in der Bildung, in der Pflege, in der IT. Für Spannung könnte zudem sorgen, dass ältere Menschen – Stand heute – im Vergleich zur Jugend weniger grün sensibilisiert sind. Auf Galaxus ist es jene Altersgruppe, die am wenigsten CO2 kompensiert. Es sind vor allem junge Frauen, die vegan leben.
Management pink, grün oder silbrig?
Unternehmen, die sich mit der Zukunft beschäftigen, sollten alle Metatrends und all deren Schnittmengen beleuchten. Disruptiv wird Innovation künftig nur dann sein, wenn sie mindestens zwei Farben abdeckt.
Wollen Managerinnen und Manager die Arbeitswelten ihrer Unternehmen für die Zukunft fit machen, werden sie im grünen Szenario in die Nachhaltigkeit und in die Sinnhaftigkeit ihrer Arbeitsangebote investieren. Im pinken Szenario rücken die Unterschiede zu den Maschinen und damit etwa die Kreativität und das kritische Denken der Menschen in den Vordergrund. Schliesslich setzt die silbrige Zukunft voraus, sich mit der Energie der Mitarbeitenden zu beschäftigen.
Was braucht es damit wir über 40, 50 oder vielleicht sogar 60 Jahre hinweg interessiert und kreativ mitarbeiten wollen?
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