Im Zentrum dieses WIFA-Bulletins steht der KI-Hype. Es zeichnet die aktuelle Begeisterung für die künstliche Intelligenz mit den Narrativen nach, die ihren Aufstieg begleiten. Sie werden von den Tech-Konzernen zwar selten ausgesprochen, sind aber unverzichtbar, um das Virtuelle fassbar zu machen und die Erweiterung und Veränderung des Menschlichen zu erklären. Vor allem aber interessiert sich das Bulletin für die Risse, welche die Narrative erhalten. Entgegen den allzu glatten Geschichten der KI-Prophetinnen wird der Hype früher oder später brechen. Seriöse Zukunftsarbeit macht die Architektur und Fragilität solcher Narrative sichtbar.
KI im Dollarrausch
Künstliche Intelligenz ist eines der wichtigsten Zukunftsthemen unserer Zeit. Kaum eine Konferenz, ein Bestseller, ein Strategiepapier, das ohne KI auskommt. Der Zauber zeigt sich in Zahlen. Trump will 500 Milliarden US-Dollar in Stargate pumpen, die EU verkündete am KI Gipfel in Paris Investitionen im Umfang von 150 Milliarden Euro. Dieser Zauber ist Begeisterung, naive Vergötterung oder eine riesige Spekulationsblase.
Weitere Zahlen sprechen für sich – zum Beispiel die Aktienkurse von zwei zentrierten Akteuren wie Nvidia, Meta oder Palantir. Bei Nvidia beginnt der Rausch im Oktober 22, als der Wert der Aktie auf 12.14 Dollar gefallen war. Heute sind es über 139 Dollar (18.2.2025). Auch die eindrückliche Kursentwicklung von Meta beginnt im Oktober 22. Der Kurs war auf 99 Dollar gesunken, nun kostet das Papier über 716 Dollar. Diese beiden Beispiele überragt die Entwicklung des KI-Dataminers Palantir. Die Aktie notiert heute bei einem Preis von 124 Dollar, anfangs 2023 waren es 5.95 Dollar.
Abb. 1 Der OpenAI-Hype in Zahlen
Abb. 2 Aktienkursexplosionen von KI-Unternehmen, Kursvergleiche 1.1.23 vs 11.2.25, indexiert
Ein anderer Indikator für den KI-Hype ist die Bewertung des «Einhorns» hinter dem Hype-Tool schlechthin: ChatGPT. Ende September 2024 wurde OpenAI mit 157 Milliarden US-Dollar bewertet. Das Unternehmen selbst strebt offenbar eine Bewertung von 300 Milliarden an. Zum Vergleich: Der grösste Rohstoffhändler der Welt, Glencore, ist gemäss Aktienbewertung 53 Milliarden wert, Roche, die wertvollste AG der Schweiz, 259 Milliarden. General Motors gibt es für 50 Milliarden zu kaufen (Stand Januar 2025). Es geht also um viel Geld, die Sitten für Investoren sind entsprechend rau. Um vor einer möglichen Finanzierung die Unterlagen zu sichten, mussten potenzielle Geldgeber OpenAI 250 Millionen Dollar überweisen. Steigt man ein, soll man eine Liste mit Unternehmen erhalten, in die man nicht gleichzeitig investieren darf (darunter Anthropic, xAI und Safe Superintelligence).
Um den Hype mit realen Nutzungszahlen zu vergleichen, ist man auf Selbstauskünfte angewiesen. MetaAI (in der Schweiz noch nicht zugelassen) will monatlich auf 400 Millionen Nutzende kommen. OpenAI soll 250 Millionen wöchentliche User haben, 11 Millionen zahlen für ein Premium-Angebot. Um die Kosten zu decken, reicht das nicht. Für 2024 wird ein Verlust von 5 Milliarden US-Dollar erwartet. Die hohen Kosten resultieren unter anderem aus dem hohen Energieverbrauch. Ausserdem brach ein Bieterwettbewerb um die besten Wissenschaftler:innen aus. Ändern sollen sich die Zahlen 2025, wo OpenAI einen Gewinn von fast 12 Milliarden budgetiert.
Mit dem Hype verknüpft sich die Hoffnung auf attraktive Märkte und Arbeitsplätze – nicht nur bei den eigentlichen Anbietern der KI-Modelle. In seinem Buch «Overload» skizziert Holger Volland, CEO des Wirtschaftsverlags brand eins, vier Schalen von KI-Zukunftsmärkten. Um die Entwickler herum folgen die Hardware-Unternehmen für Computer, Server, Netzwerke sowie Datencenter. Es folgen in Schale drei und vier Unternehmen, die Modelle ausdifferenzieren, verknüpfen und spezifische Branchenlösungen entwickeln sowie Anbieter, die KI «für sich arbeiten lassen» und die «gesamte Bandbreite an Dienstleistungen von Webdesign über medizinische Hilfsdienste bei zur Steuererklärung» anbieten.
In der Euphorie gehen die Stimme der Hype-Warnenden unter. Doch Anzeichen für einen fehlenden Realitätsbezug sind unübersehbar
60 Prozent der Schweizer Bevölkerung nutzen gemäss Digimonitor 2024 keine KI-Tools. Männer setzen sie häufiger als Frauen ein (48 vs. 34 Prozent).
Gemäss KI-Studie der Universität Zürich (Latzer & Festic, 2024) nutzen nur 19 Prozent der Befragten KI regelmässig. 46 Prozent haben sie nie benutzt.
In einer Studie der ETH Zürich (Dzengelevski et al, 2024) antworteten 3/4 der befragten Industrie-Unternehmen über keine KI-Strategie zu verfügen
In der HWZ-Swisscom KI-Adaptionsstudie geben Ende 2024 82.8 Prozent der Unternehmen an, Generative KI nicht umgesetzt zu haben.
In der KI-Studie der Universität Zürich (Latzer & Festic, 2024) beurteilt eine knappe Mehrheit KI-Tools als neutral oder nicht nützlich.
Gemäss Selbstauskunft von ChatGPT kostet eine Abfrage hier 7-30 mal mehr Energie als bei Google.
Zu den kritischen Stimmen gehört der Kognitionsforscher Gary Marcus, der Gen-KI als «Bullshit-Schleuder» bezeichnet. Ebenfalls kritisch äussert sich der Risikoexperte Nassim Taleb, der vor einem Marktzusammenbruch warnt. Er sieht das aktuelle Investitionsumfeld als das «prekärste» seit Jahrzehnten und stört sich an der Aktienrallye, die sich auf wenige KI-Unternehmen konzentriere. «Krisen passieren dann, wenn man sie am wenigsten erwartet», meint Taleb. «Und ich denke, wir befinden uns in einem ähnlichen Umfeld wie bei früheren Zusammenbrüchen, und der Markt wird selbstgefällig. Die Menschen sind daran gewöhnt. Am Anfang sind sie vielleicht etwas vorsichtiger, aber dann schlagen sie die Warnungen in den Wind und genau dann ist die Anfälligkeit am grössten.» Ähnlich sieht das der US-Hedgefond-Manager Mark Spitznagel. Er beobachtet eine «gesichtszerreissende Rallye», die in den schlimmsten Absturz seit 1929 führen würde.
Selbst ChatGPT, zeigt sich skeptisch, wenn man fragt, ob wir uns zurzeit in einer Hype-Situation befinden, die in einem Aktiencrash enden könnte. «Die Bewertung von KI hängt stark von den Erwartungen und der Geschwindigkeit ab, mit der technologische Fortschritte tatsächlich umgesetzt werden. Aktuell erleben wir einen enormen Hype, der zu einer Überbewertung führen kann, insbesondere im Finanzmarkt, wo Unternehmen oft mit unrealistisch hohen Erwartungen bewertet werden. Wenn sich diese Erwartungen nicht in kurzfristige Gewinne oder klare Erfolge umwandeln, könnte ein Aktiencrash in diesem Sektor drohen, ähnlich wie bei der Dotcom-Blase».
Ob der Hype gerechtfertigt ist und KI der wichtigste Trend für die Zukunft unseres Planeten ist, steht nochmals auf einem ganz anderen Blatt. Allerdings ist KI schon nur deshalb zukunftsrelevant, weil zurzeit alle über sie sprechen und in sie investieren. Wir erleben, was die Zukunftsforschung «prognostische Schleife» oder «futuristische Krümmung») nennt. Als zwingend wahrgenommen, wirkt das KI-Narrativ auf die Gegenwart zurück und beeinflusst dadurch die Entscheidungen, die zum versprochenen Ergebnis führen. Es formen sich die Gesetzmässigkeiten von sich selbst erfüllenden Prophezeiungen: Die Zukunft wird so, wie sie vorausgesagt wurde. Und genau hier versteckt sich eine Geheimtüre für trojanische soziale Innovation. Mit dem Codewort «Künstliche Intelligenz» lassen sich Investitionen tarnen, die weit über den aktuellen technologischen Hype hinausgehen.
Um die Architektur des Hypes besser zu verstehen, sind zwei Aspekte wichtig, die hier ins Zentrum rücken:
Einerseits sind die Narrative zu beleuchten, die den Aufstieg von KI begleiten. Sie zeigen, welche Zukünfte erwartet werden und erklären, warum so üppig Geld fliesst.
Andererseits verstehen Zukunftsinteressierte erste Risse im Narrativ als Mahnung. Sie erinnern daran, nicht alles auf eine Karte zu setzen und mehr als einem Trend zu folgen.
KI als neuster Digitalballon
Damit neue Technologien zum Hype aufsteigen, braucht es jeweils eindringliche und verführerische Narrative. Das rührt zum einen daher, dass KI nichts Materielles ist, das man riechen, fühlen, anfassen und dadurch verstehen lernen kann. Zum anderen werden Computer immer menschenähnlicher und tangieren dadurch unser Selbstverständnis.
Die aktuellen Versprechen der KI sind folglich menschennaher als jemals zuvor:
KI sieht, was wir nicht sehen. KI kann fast unendlich viele (und unstrukturierte) Daten verarbeiten und erkennt dabei Muster, Verläufe, Trends und Zusammenhänge, die uns Menschen verborgen bleiben.
KI beurteilt die Zukunft rationaler als wir. KI hat weder Gefühle, die eine objektive Beurteilung von Sachverständen verzerren, noch hat sie Mühe, exponentielle Entwicklungen richtig zu antizipieren oder Widersprüche zu benennen.
KI ist schneller und billiger als wir. Sie schreibt Blätter in Sekunden voll, ist fast gratis übers Internet befragbar, arbeitet in der Nacht und in den Ferien, ausserdem muss man ihr keine Sozialversicherungen bezahlen.
KI hilft, unser Tun besser zu machen. Durch Zusammenfassungen und Recherchen beschleunigt und automatisiert sie Arbeit. Sie korrigiert Fehler, gibt Feedback, sucht Beispiele und schärft unsere Gedanken.
KI schenkt uns Zeit für das, was wirklich wichtig ist. Weil sie Lästiges abnimmt, haben wir endlich Zeit für die Dinge, die uns Spass machen, uns erfüllen, unsere Sinne verwöhnen und uns unseren Mitmenschen näherbringen.
KI versteht uns besser als jeder Mensch. Sie urteilt nicht über uns, sie akzeptiert alle genau so, wie sie sind – egal, ob reich oder geschminkt. Als beste Freundin vergisst sie nie, was wir gesucht, gesagt und gesehen haben.
Abb. 3 Tech-Bubbles der letzten Jahre
Im Erzählen der Zukunft ist KI nicht die erste Hype-Technologie. In den letzten 30 Jahren gab es mindestens sechs grosse Erregungen. Die hohe Rhythmik der Wellen heisst aber gerade nicht, dass sich immer mehr immer schneller verändert. Es gilt zwischen Narrativ und tatsächlichen Veränderungen zu unterscheiden – wobei nicht die Bubble, sondern die Breite entscheidend ist. In der Schweiz nutzt beispielsweise nur etwas über ein Drittel ChatGPT.
DotCom
Onlinemärkte versprechen ein riesiges globales Wachstum mit entsprechend hohen Gewinnen, vor allem auf den entsprechenden Aktien.
Sharing Economy
Digitale Plattformen ermöglichen, Wissen, Ressourcen und Eigentum intelligent zu teilen. Fremde werden zu Freunden, Zugang wird wichtiger als Eigentum.
Web 2.0
Das Internet wird interaktiver und nutzerzentrierter, User:innen können direkt miteinander kommunizieren, man glaubt an Partizipation und Dezentralisierung.
Appification
Das Internet wandert aufs Handy und dieses wird zum dominanten Zugang, um als Kunde oder Bürger mit Organisationen zu interagieren.
IoT
Unsere Dinge werden «smart» und vernetzt. Sie sammeln Daten und teilen diese, um unser Leben effizienter, bequemer und sicherer zu machen.
Wearables
Das Digitale wird zum erweiterten Bestandteil des menschlichen Körpers. Die Vermessung verhindert Krankheiten und garantiert sportlichen Erfolg.
Blockchain
Durch Dezentralisierung entstehen neue Buchungs- und Speichersysteme, samt neuem Finanzsystem und neuen staatsunabhängigen Währungen.
Metaversum
Smarte Brillen bieten Zugang zu Paralleluniversen, in denen wir in Zukunft einen Grossteil unserer Zeit verbringen, spielend, shoppend, uns verliebend.
Risse in den KI-Narrativen
Die Narrative, die den technologischen Wandel begleiten, haben einen grossen Mangel: Sie sind bruchlos. Ihre Erzählenden tun so, als wäre das Erreichen der Zukunft nur eine Frage der Zeit und als könnten auf dem Weg dorthin keine Pannen, Widerstände und Überraschungen auftreten. Doch wer kritisch hinschaut, erkennt schon heute Risse, die den Hype der KI gefährden.
Risse durch übertriebene Selbstdarstellung
Die von den führenden KI-Unternehmen versprochenen technologischen Durchbrüche sind weniger krass, als uns verkauft wurde. Lösungen werden von Konkurrenten günstiger und energieeffizienter angeboten. Niemand ist mehr bereit, hohe Preise für wenig Leistung zu zahlen.
Risse durch enttäuschte Investierende
Die Hoffnungen der Investorinnen und Investoren verpuffen. Sie glauben nicht mehr daran, ihre Milliardeninvestitionen in funktionierende Geschäftsmodelle übersetzen zu können. Sie lassen die Luft raus und suchen sich kapitalistische Opportunitäten mit mehr Wachstumspotenzial.
Risse durch ökologische Nebenwirkungen
Die (Weiter-)Entwicklung und Nutzung von generativer KI ist ressourcenintensiv. Man muss Rohstoffe extrahieren, es braucht sehr viel Wasser und Strom. Das gilt für Bilder und Videos noch mehr als für Texte. Es etabliert sich wie beim Fliegen eine KI-Scham.
Risse durch unterbrochene Lieferketten
Der KI- Motor gerät ins Stottern, wenn Elemente in der Wertschöpfungskette knapp werden – seien es Rohstoffe, Chips, Chipkomponenten oder menschliche Fähigkeiten. Unterbrüche entstehen durch natürliche Knappheiten, können aber auch geopolitisch provoziert werden.
Risse durch verdummte Menschen (oder Maschinen)
Die Menschen verdummen – zum Beispiel, wenn sie Lügen und Fälschungen nicht mehr erkennen. KI wird ebenfalls dümmer, weil die Frischdatenzufuhr ausbleibt. Synthetischen Daten fehlt das Emotionale und Zufällige. KI zitiert nur noch KI, und wiederholt alte Vorurteile.
Risse durch misstrauische Nutzende
KI könnten durch einen Vertrauensentzug unter Druck kommen. Nutzende scheuen sich Fragen zu stellen, weil sie nicht wissen, in welche Hände ihre Daten gelangen und welcher Missbrauch damit betrieben wird. So lohnen sich die Investitionen nicht und KI lernt nicht mehr dazu.
Risse durch gesellschaftliche Orientierungslosigkeit
Der Hype um KI könnte auch zusammenbrechen, weil Kultur und Politik nicht mehr fähig sind, eine Gesellschaft zu ordnen und zu einen. Doch ohne Glaube an eine Zukunft und im Chaos braucht es keine KI. Dasselbe gilt, wenn niemand mehr KI als relevante Zukunftsvision versteht.
Risse durch Revolten der Verlierenden
Oder wird der Hype durch eine Revolte jener enden, die sich durch KI, deren Coderinnen und Besitzerinnen benachteiligt fühlen? Werden sie ihre Dateneigner vor Gericht ziehen und ihnen so das Handwerk legen? Oder werden sie Datencenter sprengen und KI sabotieren?
Mentale Krankheiten der KI
Schliesslich könnte der Hype um KI enden, weil sie immer häufiger erkrankt. Sie stiehlt, halluziniert und vergisst, was wir ihr mühsam beigebracht haben. Diese Krankheiten der KI kommen einem Qualitätsmangel gleich und bedrohen das Vertrauen in sie.
Risse durch träge Organisationen
Statt abrupt zu enden, könnte der KI-Hype kontinuierlich abflachen. Naive Visionen werden wie bei anderen digitalen Hypes auf einige relevante Kernanwendungen und -prozesse runtergedampft. KI löst keine Revolution aus, vielmehr leitet sie langsame Reförmchen an.
Nach dem KI-Hype
Am Ende der Auseinandersetzung mit dem KI-Hype bleiben drei wichtige Fragen übrig:
Wie gehen Unternehmen smart mit technologischen Hypes um?
Welche digitalen Hype-Technologien könnten auf generative KI folgen?
Wie lässt sich der Hype um generative KI in soziale Innovation übersetzen?
Um sich nicht von einem Hype täuschen zu lassen, gibt es fünf Absicherungen:
Narrative der Zukunft zu entwickeln: Wie verändert eine Hype-Technologie das Zusammenleben und -arbeiten? Braucht es die Hype-Technologie für die antizipierten Veränderungen überhaupt?
Schwarmintelligenz nutzen: Wie beurteilen Mitarbeitenden, Expertinnen und Kundinnen einen Hype? Wie können diese Einschätzungen mittels Interviews oder Befragungen systematisiert werden?
Quantitative Hinweise sammeln: Welche Daten existieren, die etwas über die Qualität und die Verlässlichkeit einer neuen Technologie aussagen? Wie verbreitet ist ein Hype tatsächlich? Wer sind Early Adapter?
Neue Technologien ausprobieren Wie kann man eine neue Technologie testen? Welche Experimente machen Sinn? Welche Diskussionen sind nötig? Was braucht es für eine erfolgreiche Implementierung? Stimmt das Kosten-Nutzen-Verhältnis?
Investitionen in Zukunft diversifizieren Welche anderen Trends verändern das Zusammenleben und -arbeiten, beziehungsweise die angebotenen Produkte und Dienstleistungen? Welche Rolle spielen Urbanisierung, Klimawandel und das neue Space Race?
Abb. 4 Mögliche digitale Hypes nach generativer und agentiver KI
Nach dem Hype ist vor dem Hype. Neben agentiver KI, die zunehmend zusammen mit generativer KI diskutiert wird, sind am Horizont der Zukunftsforschenden längst neue digitale Hypes aufgetaucht.
Smart Assistenten
KI wird zum smarten Assistenten. Weil sie uns bestens kennt, kann sie unseren Alltag organisieren, Terminvereinbarung und Wocheneinkauf inklusive.
Quanten Computing
Quantenrechner potenzieren die Rechenkapazität KI der nächsten Generation verspricht neues Wissen, z.B. in der Medizin oder den Materialwissenschaften.
Voice Interfaces
Statt ihr zu schreiben, sprechen wir mit KI. Wir lassen uns therapieren, lernen, organisieren, diskutieren zusammen. Weil sie uns bestens kennt, vertritt sie uns, wenn wir keine Lust haben.
Humanoide Roboter
Statt als Avatar könnte KI künftig in der Form von humanoiden Robotern daherkommen. Sie pflegen uns, arbeiten in unserem Garten und wir haben Sex mit ihnen.
Hologramme
Aus dem Bildschirm tritt KI auch, wenn sie zum Hologramm wird. Holografische Technologien könnten sowohl das Smartphone als auch den Desktop Computer bedrängen.
Bioinformatik
KI ist ein Booster der Bioinformatik. Sie führt zu personalisierter Medizin und Körperoptimierung oder auch zu einer effizienteren Landwirtschaft mit neuen Pflanzen und sogar neuen Tieren.
Solar Energie
Um ihre Rechenzentren zu betreiben, benötigt KI ganz viel Strom. Zwar flirten Tech-Konzerne zurzeit mit dem Atom – nachhaltiger wäre aber der konsequente Schritt ins Solarzeitalter.
Der Hype um generative und agentive KI ist so gross, dass er sich bestens eignet, um soziale Innovationen unter seinem Mäntelchen zu verstecken. Das bedingt einerseits darüber nachzudenken, wie ein besseres Zusammenleben und -arbeiten in Zukunft aussehen könnte. Anderseits stellt sich die Frage, wie KI nachhaltig mit Energie und frischen Ideen versorgt werden kann. Diese Überlegungen gilt es zusammenzuführen. So betrachtet, drängen sich durch die Verbreitung von KI Updates unter anderem bei den Informationsnetzen, der Energieversorgung, dem Design urbaner Lebensräumen oder der Geschichtskompetenz einer Gesellschaft auf.
Literatur
Ein Teil der Literatur ist direkt im Text verlinkt. Hier sind ein paar Texte mit weiterführenden Gedanken gelistet:
Cachelin, J. L. (2017).
Internetgott. Die Religion des Silicon Valley.
Bern: Stämpfli.
Cash (2024).
«Black Swan»-Autor Nassim Taleb: Aktienkurse sehen «verrückt» aus. Cash vom 15. Oktober 2024
Crawford, K. (2024).
KI-Atlas. Die materielle Wahrheit hinter den neuen Datenimperien.
München: C.H. Beck.
Harari, Y. N. (2024).
Nexus. Eine kurze Geschichte der Informationsnetzwerke von der Steinzeit bis zur künstlichen Intelligenz.
München: Penguin Random House.