Durch die Digitalisierung verändert sich schliesslich die Rolle des Menschen im unternehmerischen Wertschöpfungsprozess. Die Symbiose von technischer und menschlicher Arbeitskraft wird zum zentralen Erfolgsfaktor. Von den Maschinen unterscheiden sich Menschen durch ihre Gefühle, ihre Ideen und ihre Fähigkeit, kritisch zu hinterfragen.
Um diese Eigenschaften der Mitarbeitenden zu nutzen, braucht es einen Wechsel von der Push- zur Pull-Führung. Das impliziert einen Abschied von der Vorstellung, dass Führungskräfte alles kontrollieren können, alles wissen und ihre Aufgabe darin besteht, Visionen und Ziele in die Organisation und die Köpfe der Mitarbeitenden zu drücken.
Doch dieser Beschrieb ist vielen zu abstrakt. Für einen erfolgreichen Wandel braucht es konkrete Metaphern, an denen sich das Change-Management – inklusive Personal- und Führungsentwicklung – ausrichten kann. Als solches Bild wird hier der DJ beziehungsweise die DJane vorgeschlagen. Was zeichnet also die Tätigkeit des DJs in Analogie zur Führungskraft in heutigen Arbeitswelten aus?
Führungskräfte der Zukunft sind DJs, weil sie es verstehen müssen, situativ Kontrolle abzugeben und dabei gleichzeitig ihren Mitarbeitenden den Platz im Mittelpunkt zu überlassen. Die digitale Organisation ist ein Netzwerk, das sich viel mehr durch Projekte denn durch Hierarchien strukturiert. Das setzt voraus, dass die jeweils kompetenteste und situativ passendste Person den Lead übernimmt.
Die Tätigkeiten einer Führungskraft verändern sich mit jeder Ausgangslage. Diese umfasst nicht nicht nur die Marktlage und die Stimmung im Unternehmen sondern auch die Zusammensetzung des Teams. Kooperationen mit Externen, kürzere Verweildauern und der Abbau von Hierarchien führen dazu, dass sich Teams immer wieder neu zusammensetzen. Eine Leaderin, die in Projekt A funktioniert, kann für Projekt B völlig die falsche sein.
Es braucht deshalb eine stärkere Ausdifferenzierung der Führungsbilder und -rollen sowie die Erkenntnis, dass keine Führungskraft in allen Situationen und Projekten die richtige ist. Veraltete Führungsverständnisse sind Staus der agilen Organisation. Machtkonzentration und Wissenstresore verhindern die freie Zirkulation von Wissen und Meinungen. Das aber ist der grösste Stolpersteine auf dem Weg zu Agilität.