Die Einhörner streben ein patientenzentriertes und datenorientiertes Gesundheitswesen an. Dabei werden neue Daten in Diagnose, Prävention und Behandlung eingesetzt. Diese befinden sich bisher nicht in den Händen des Gesundheitswesen und umfassen Geodaten, Informationen aus den sozialen Medien, zu unserem Genom oder Mikrobiom, zu Proteinen und Metaboliten. Neuen Daten bedeuten, viel mehr Faktoren als bisher zu berücksichtigen, die unsere Gesundheit beeinflussen. Die stärkere Nutzung von Daten hat Konsequenzen auf die Art und Weise, wie wir Gesundheit betrachten und Krankheit behandeln. Erstens nimmt die Personalisierung von medizinischen Interventionen weiter zu. Medikamente werden individuell (zum Beispiel gemäss unseren Genen) fabriziert, individuelle Gesundheitsprofile ersetzen allgemein gültige Diagnosen.
Zweitens gewinnt die Prävention an Bedeutung. Prävention ist nicht nur für den Behandlungserfolg entscheidend. Auch die Gesundheitskosten sinken: Prävention ist billiger als Reparatur, Krankheiten sind bei Ausbruch einfacher zu behandeln als in fortgeschrittenem Zustand. Drittens führen mehr Daten zu einer intensiveren Nutzung von KI. Maschinen dann die besseren Arbeitskräfte, wenn es bei einer Problemstellung viele Daten gibt. Fehlen dagegen Daten, sind wir Menschen durch Intuition, Kreativität und Flexibilität den Maschinen überlegen. Die Nutzung von KI wird die Entwicklung hin zu mitarbeitenden Patienten (analog zu arbeitenden Kunden) forcieren.
Schliesslich ist es das Bestreben vieler Einhörner, unsere Lebenserwartung verlängern. Das Altern soll gestoppt oder zumindest verlangsamt werden. Kritiker werden den Einhörnern vorwerfen, ins Gotteswerk zu pfuschen – erliegen sie doch der Versuchung eines irdischen ewigen Lebens. Kaum überraschend haben viele Einhörner einen technischen Hintergrund. Das spiegelt sich sowohl in der Art und Weise, wie Gesundheit betrachtet wird (nämlich als Datensatz) als auch in den Fähigkeiten des Managements. Zum Beispiel hatte die CEO von BenevolentAI hohe Positionen bei Google und Facebook inne. Google (Clover Health, 23andme) und Tencent (Xiang Yuan, GuaHao, iCarbon) sind bedeutende Investoren der Health Unicorns.
Sie erwarten nicht nur lukrative Zukunftsmärkte. Sie haben auch die Fähigkeiten, die es in einem digitalisierten Gesundheitswesen braucht – zum Beispiel in der Robotik oder KI). Der Markteintritt der Einhörner verstärkt die Vermischung von Technologie-, Medizin- und Biotechnologie-Branche. Ebenso auffällig ist die zunehmende Überlappung von Medizin und Lifestyle (durch Schönheits-, Fitness- und Ernährungsangebote). Offensichtlich wird diese Vermischung bei IcarbonX, das entsprechende Apps anbietet. Längst hat ein Wettbewerb um das Orchestrieren der Anwendungen und Akteure begonnen, die etwas mit unserer Gesundheit zu tun haben. Ob staatliche Institutionen diesen Geschwindigkeitswettbewerb erkennen, ist zumindest fraglich.